Carlos Miragaya
Die Versuchung
zu sein
Sagen, was ich wehklagend sagte, in jammervollem Ton, als handelte
es sich um den Trauergesang pathetischer Abende, beim Sonnenuntergang,
wenn der Himmel hellrot ist und mich ermutigt, da er mir die Nacht
zugesteht, ja, genau so, als ich sagte, ach, wenn ich doch nicht
diesen Körper hätte, der mich greifbar macht, faßbar,
und der dem Schmerz gegenüber nicht unempfindlich ist und dem
gewalttätigen Fanghaken, der ihn aufgreift, alles, womöglich
alles würde vielleicht ein Ende finden, ja, kann sein, kann,
und für immer, und wahrscheinlich würde in solch einem
Moment ein Bah meiner Lippen genügen, eines wäre genug,
mehr als ausreichend, ein Laßt-mich-in-Frieden, oder schlichtweg
davongehen, einfach so, auf französisch, ohne Wut oder Abscheu,
ohne derartige Beschwerden, wohlwissend, daß mein Körper
sich dem Universum ausliefern würde, über sie hinweg,
ihre Befehle, ihre Verfolgungen und unnützen Überwachungen,
unnütz in solch einem Fall, aber das ist Schimäre, Utopie,
ist der Traum jener Wut, die langsam im Nicht-mehr-Können kocht,
nicht mehr, nicht länger, doch können muß, es stets
vermögen soll, ohne zu wissen wie weiterhin können, wie
man können kann, wenn weiterhin zu können bereits unmöglich
ist, aber selbst dann, selbst dann die unausweichliche Mühe
können zu müssen, nur WIE so etwas, wie, sag es mir, sag
es mir, sag es mir, denn mitunter, wie heute, wie in diesem Jetzt,
in dem ich mich von jeher befinde, das den vielen anderen gleicht,
würde ich wer weiß was tun, würde ich mich dem Teufel
verkaufen, für nichts, umsonst, mit Handschlag oder mit gesenktem
Kopf, falls ich ihn noch mehr zu senken vermag, ja, ich täte
es, ich weiß es, auch wenn ich ihm in den Hintern kriechen
müßte, aber selbst dann würde sich selbstverständlich
nichts ändern, da ja alles wieder wie heute wäre, und
heute ist gestern, und gestern ist morgen, und morgen dieses verewigte
Heute, das mir erbärmliche Verletzungen auferlegt, alle unbedeutend,
armselig wie die Leiden und Drangsale, allesamt gering, allesamt
nichtig, und dann heißt es sich zu verschwenden, im Nichts
dieser Mühen zu zerlaufen, zulassend, daß unsere Zeit
dahinfliegt angesichts irgendeiner Verpflichtung, die uns nicht
obliegt, die uns nichts bedeutet, keinen Sinn hat, und das alles
fern der Sonne und des Lichts und der kleinen nicht gekannten Wirklichkeiten,
beim Warten an einem Sterbeplatz oder in einer erstarrten Landschaft,
wo es nichts mehr gibt als ein totes Bäumchen als Bezugspunkt
und eine Grube, ein Grab, um das Warten zu beenden, und dort ist
es, da der Tod, seiner erbärmlichen Grauen, der Gesellschaft
von Monstern und Gespenstern entrissen, zu einer Stütze wird,
einer Stütze, einer möglichen Abhilfe, denn niemand ist
verpflichtet, bis zu diesem Punkt durchzuhalten, blindlings, versenkt
in einem Loch oder dem Herrn unter der Sonne nachfolgend, um ihm
sein Spielköfferchen zu bringen, vielleicht Mensch-ärgere-dich-nicht,
oder die Zeitung, das ist unwichtig, unwichtig, aber hinter ihm
gehend, drei oder vier Schritte hinter seinem Schatten, um mit ihm
zu lachen, wenn er lacht, und an seinen Mißgeschicken teilzuhaben,
seinen kleinen Leiden, die wir uns beeilen mit irgendeinem Mittel
zu besänftigen, ihn wiegend, ihn auf den Schoß unseres
Körpers setzend, damit er sich an unserer kleinen Gunst erwärme,
die er in seiner üblichen Unmäßigkeit mit großen
Bissen entgegennimmt, auch wenn es wenig ist, sehr wenig, wird er
es nehmen, alles, vollständig, und er wird es uns danken, indem
er uns den Kopf streichelt, der kahl ist von seinen Hieben und Kopfnüssen,
ja, jawohl, ich weiß, daß ich angefüllt bin mit
seinen Erbärmlichkeiten, die nichts anderes sind, nur Erbärmlichkeiten,
winzige Erbärmlichkeiten, die ich mit einer einzigen Geste
abwehren könnte, es wäre nichts, sie mit einer beliebigen,
zurückweisenden Handbewegung abzutun, bah, bah, würde
ich sagen, laß mich, laß mich Dummkopf, bemüh deinen
Verstand ein wenig, aber das darf nicht sein, darf nicht, und es
darf nicht sein, weil, sieh an, wieder einmal der Körper seinen
Unwillen fürchet, seinen Groll, seine winzigen Rachezüge,
seine plötzlichen Koller, das heißt den Mechanismus der
Abfuhr, seine Einfältigkeit, womit alles gesagt ist, alles,
weiter gibt es nichts, weiter nichts, dies alles, dies, nur dies,
und wer sagte, frage ich mich jetzt, das von der Verschwörung
der Dummköpfe, ich weiß es nicht mehr, ich suche zu vergessen,
die Backentaschen des Gedächtnisses zu durchlöchern, um
schlagweise zu verlernen, indem ich energisch rüttele, damit
sie sich möglichst bald entleeren, so viel Scheiße, so
viel Dreck dort drinnen, über Jahre hineingestopft, weil man
mir sagte, es gäbe Chancen, daß ich , während ich
mein Leben totschlage, zwischen den Weisheiten etwas fände,
wenn ich langsam schürfe, mir das Hirn verrenke, und all das
mit mühevoll Vorausgegangenem, dem geängstigten Lesen
geschichtsträchtiger Namen, aber wessen Geschichte ist es,
und welche der vielen ist es wert, daß man sie mit dem Finger
verfolgt, keine, oder Teile, nur Teile, und die Weisheiten haben
schnöde Prologe, geschrieben von einem Zerberus, es sind Fallen,
noch mehr Fallen, die alle dasselbe beabsichtigen, wenn sie mir
Hunderte von Wirklichkeiten zur Auswahl aufzeichnen, indessen nur
eine, die unabweisbare, mir verwehrt wird, und diese ist es, die
sich über die Windungen der geschriebenen Weisheiten hinwegsetzt,
und immerfort, immer, allem zum Trotz, nimm, jetzt dies, morgen
erwartet dich bereits das, laß sehen, laß sehen, was
heißt denn hier, was dort, einen Dreck, hört ihr mich,
einen Dreck, die alten einfältigen Liedchen der Herren und
ihrer tausendundein Verbündeten, und wenn man es ablehnt, nein
dazu sagt, ich will nicht, und punktum basta, bleibt nur noch tausendundeine
Nacht die Sklavin zu spielen, wie jene Sklavin, jene tausendundeine
Nacht, da sie die Laune des Herrn lebte, seine Willkür, für
ihn schwitzend, das ganze Leben für ihn, und die Erfindungsgabe,
die ihren Kopf verschlang, während sie ausharrte in der Notwendigkeit
fortfahren zu müssen, Nacht für Nacht, bis tausend, tausendundeins,
und nach eins zwei, das ist mühevoll, viel Mühe, zu viel,
die ewige Plage, um herauszufinden, wie man sich unentbehrlich machen
kann, während man für jemand anderes lebt, sich in ihm
verbraucht, für ihn, um Zufriedenheit hervorzurufen, irgend
etwas hervorzurufen, um nicht verschmäht zu werden und weitermachen
zu können, und weitermachen ist weitermachen, um für die
Launen desjenigen, der unser Leben verwaltet, unentbehrlich zu sein,
unentbehrlich sein, sagt man so leicht, ein ganzes Leben, ein vollständiges
Leben, das sich nicht wiederholt, nicht von neuem möglich ist,
und wenn es das wäre, wenn es sich wiederholte, würde
sich all das andere wiederholen, was also, was wie, und schon seht
ihr, hier noch einmal, meine Fragen, um derentwillen mein Leben
in Windeseile verfliegt, seine Zeit, seine einzige Chance, und eine
einzige ist genug, wenn man sie bemerkt, sie wahrnimmt in den Momenten,
den Dingen, jedem entsprechend, wo auch immer, und aufhören
wäre ein logisches Bedürfnis, nachdem man gelebt hat,
sich verbraucht hat, während man das Leben durchlief, aber
nein, nichts dergleichen, nicht ein bißchen, seht ihr, nichts
zwischen Zeigefinger und Daumen, und folglich stellt sich einem
das Grauen vor dem Tod mit allem Grund größer dar, nun
da man nicht sterrben will, bevor man gelebt hat, es versucht hat,
und zu Recht, ich sagte es bereits, ganz und gar zu Recht, das ist
das Mindeste, hat man es doch, fürwahr, den Diensten, die nicht
einem selbst gelten, ergeben verbracht, einem anderen Leben ergeben,
anderen Obliegenheiten, und man ist und ist schon nicht mehr, ohne
daß man etwas vollbracht hätte, und selbstverständlich
fragt man sich, wenn man sich bereits sterben sieht, nicht mehr
kann, was ist von mir gewesen, wo ist das Meine, ja, da juckt es,
da muß man sich mit den von den auferlegten Mühen abgebrochenen
Fingernägeln kratzen, denn man stellt sich dem Tod, ohne gewesen
zu sein, wissend, daß jemand anderes für einen gelebt
hat, daß nichts nur einen Moment lang für einen selbst
war, nichts, nicht eine Fingerspitze voll durch die Zufälligkeit
eines versöhnenden Augenblicks, und man hat keine Erinnerungen,
nicht eine, nichts, von dem man sagen könnte, gut, fertig,
das ist es gewesen, dort habe ich mein Leben verpraßt, dort
ist es vergangen, gut oder schlecht, unwichtig, dorthin habe ich
es freiwillig geworfen, und auf den von Hunderten von heimlich ausgesprochenen
Verwünschungen scherzenden Lippen des Greises mag dann das
von jenem anderen jung gewesenen Lächeln verausgabte Lächeln
erscheinen, und er wird sich sagen, da es so gewesen ist, ja, nicht
schlecht, gar nicht mal schlecht, das war ich, ich erkenne mich
wieder, alles gehörte mir, alles, Schmerzen und Freuden, Sorgen
und Jubel, und er wird sehen, daß es nicht schlecht ist aufzuhören,
daß es genug ist, daß alles zu seiner Zeit dagewesen,
und daß weitermachen zu wollen Wiederholung wäre, womöglich
sich langweilen, und er stirbt übereinstimmend in der Erschöpfung
seiner Kräfte, verbindet Ende und Anfang, wissend, daß
alles vergangen, daß alles getan ist, also gut, einverstanden,
sagt er, ich sterbe, und alles hat Sinn, denn er erwartet keine
Belohnung, kein vorgetäuschtes Mehr, keinen Himmel, keinen
Leckerbissen, will nicht mehr als das, was er schon hatte, was er
alles sich selbst zu verdanken hat, dadurch daß er das Leben
mit vollen Händen ergriff und nichts erstrebte, was seine Kräfte
nicht zuließen, das ist es, seine Grenzen, das Wirkliche innerhalb
des Möglichen, daß er nichts weiter wollte als das, was
er war und tatsächlich hatte, und damit genug, und die Wirklichkeit
war ausreichend, und es hatten ihm seine Sinne genügt, um durch
sie hindurchzugleiten, obwohl sie das Schwojen der um die Sonne
tanzenden Erde bestritten, auf seine Augen vertrauend, seine Ohren
und seinen Tastsinn, und der Tod kommt auf sein Pfeifen, mit dem
er selbst ihn ruft, ohne Angst, nun da jener nicht mehr der Lumpenmann
und Seelenhändler des Euripides ist, und er ruft ihn dann,
wenn das Behagen über die Erinnerung in seinem Sesselchen noch
nicht erschöpft ist, und er sagt den Seinen, ich gehe fort,
hört ihr, ich habe keine Lust mehr, lebt wohl, lebt wohl, sagt
er und geht, ohne es für notwendig zu erachten zu dramatisieren,
allenfalls unbehaglich wegen des Spektakels, das die Seinen für
angemessen halten aufzuführen, und er wird ihnen sagen, nein,
um Himmels willen, nein, macht keinen Wirbel, erspart mir diese
Unannehmlichkeit, seid nicht töricht, macht euch nicht lächerlich,
behelligt mich nicht, raubt mir jetzt nicht noch den letzten Nerv,
und womöglich müßte er schlecht gelaunt davongehen,
will sagen, wütend auf die Seinen, die heulen, und müßte
den Deckel seines Sargs, in den er allein sich gelegt hat, zuknallen,
überdrüssig sie zu hören, und von drinnen, ungeduldig,
mit dem Wunsch, möglichst bald Ruhe zu haben, würde er
sie mit einer gewissen Gereiztheit, einer gewissen Ungeduld fragen,
was ist, werdet ihr mich nun begraben oder nicht, ihr Armleuchter,
worauf wartet ihr, und es dürfte nicht überraschen, wenn
man ihn drinnen herumfaseln hörte, sie Einfaltspinsel nennen,
mehrere Male, häufig, um sich wieder zu beruhigen, mit seinem
Greisenstimmchen, das sich im letzten Zorn erstickt, und gleichsam
dürfte es nicht überraschen, wenn er aus dem Sarg stiege,
um diesen Narren noch ein paar Dinge ins Gesicht zu sagen, wobei
seine Stimme vor Wut zittert, oder vor Abscheu, vieleicht nur vor
Abscheu, und er vor seinen Kindern, die ihm unmöglich erscheinen,
den Kopf schüttelt und ihnen im Flüsterton sagt, da er
bereits aufgibt, schon keine Kraft mehr hat, ihr Armen, ihr armen
Kleinen, für euch gibt es keine Rettung, das wird er sagen
und sich noch aufraffen, ihnen ein paar Klapse auf die Schultern
zu versetzen und sie zu fragen, warum heult ihr, was ist los mit
euch, und überdrüssig, endlich überdrüssig,
jetzt ohne unnütze Wut, wird er gemächlich in den Garten
gehen, einen Spaten in den Händen haltend, mit dem er sein
Loch fertigen will, das er nicht groß zu machen gedenkt, er
weiß, daß seine Kraft nicht ausreichen würde, es
genügt ein Löchlein, ein kleines, in das er irgendwie
einsteigen kann, doch langsam, langsam, es besteht keine Eile, er
weiß es, deshalb zieht er sich noch ein Zigarettchen aus der
Hosentasche und schickt sich an es zu rauchen, in aller Ruhe, unter
dem Baum, den er als Ruhestätte gewählt hat, hier, hier
wird es mir wohl ergehen, sagt er, und beim Rauchen wirft er mit
seinen ruhelosen Äuglein einen Blick auf die Welt, ich gehe
fort, sagt er sich, jetzt ist es genug, doch sogleich gewahrt er,
daß die Seinen ihm seinen letzten Augenblick geraubt haben,
er war genötigt gewesen, noch einmal wütend zu werden,
noch einmal, was nicht mehr hätte sein müssen, die Ärmsten,
sagt er wieder, und er dreht sich um, sich anzuschauen, schau sie
an, dort sind sie, wie sie mich durch die Glasscheiben anblicken,
allesamt, mit roten Augen vom Weinen, Schafsköpfe, wenn ich
jünger wäre, würden sie schon sehen, aber genug,
genug, sagt er sich, lassen wir es gut sein, gehen wir fort von
diesen meinen Dummköpfen, und er fängt an zu graben, langsam,
die feuchte Erde zu zerspalten, mit der ihm noch gebliebenen Zärtlichkeit
die Pflanzen auszureißen, die auf dem erwählten Platz
wachsen, er weiß nicht, wie er es anders tun sollte, er muß
die Pflanzen ausreißen, sagen wir Schlangenwurz zum Beispiel,
nein, der ist zu groß, zu stark für seine Kräfte,
also Glyzinien oder Schlüsselblumen mit ihren zarten gelben
Blüten, oder Klematis, kurz Pflanzen, es ist nicht wichtig
welche, mögliche Pflänzchen für seine erschöpften
Kräfte, also vielleicht Bartnelken, ja genau, Bartnelken, wunderschöne
Bartnelken mit schlichten Blüten, ein Greis benötigt nichts
Großartiges, er hat schon genug, jetzt sehnt er sich danach,
Ruhe zu haben, und gräbt, während er die Stockenten, die
kommen, um in der feuchten, gerade geöffneten, gerade vom Spaten
und seinen Kräften umgewühlten Erde zu picken, zerstreut,
still, still, sagt er ihnen, was wollt ihr, laßt mich, laßt
mich, doch es gefällt ihm, zwischen ihnen zu graben, er tut
verärgert, nur das, und hält den Spatenstoß in der
Luft an, als er mit seinen Äuglein einen Wurm auszumachen vermag,
hier, hier, beeilt euch, sagt er ihnen, packt ihn, und er zeigt
ihn den Stockenten mit der Spatenspitze, und auf solche Weise gräbt
der Graubart, das Greislein, es macht Freude ihn zu sehen, ja, das
meine ich wohl, nun, sieh an, alles ist getan, endlich, alles, das
gelebte Leben, das ganze Leben, bleibt jetzt nur noch die letzte
Tat zu tun, allein, wie immer, angestarrt von den armen Idioten,
wie immer, mit Handzeichen ihre Abers abtuend, ihre Einwände,
ihre Ängste,ihre kleinen Ängste vor den einfachen Dingen,
ja, das Leben war seines, das gesamte, verdientermaßen, er
hatte es sich auf den labyrinthischen Gängen des Ingeniums
erobert, auf den Wegen des Spotts, ohne daß ihn die Wörter
hätten täuschen können, die verflixten, immer gleichen
Wörter, die ältesten und von allen am meisten verhexten,
nun denn, genug, er hat bereits die Blumen herausgerissen, diejenigen,
die er für notwendig erachtete, hat schon zwischen den Stockenten
gegraben, alles ist bereit, alles ist getan, und aufrecht, am Rande
seines kleinen Lochs, wiederholt er den vorherigen Blick auf seine
Umgebung, gut, gut, sagt er sich, es wird Nacht, alles stimmt, und
dann, derweil er sich Jackett und Schuhe auszieht, ebenso wie wenn
er sich zu Bett begab, drängt er sich in das Loch, das sehr
klein ist, sehr klein, es ist die Wahrheit, es reicht ihm kaum bis
zu den Knien, und er ergreift die ausgerissenen Blumen, er greift
sie in einer großen Umarmung, allesamt, mit einem Mal, und
dieseart, so, nachdem er zum letzten Mal die Stockenten zerstreut
hat, wird er im Innern zu einem alten Bündel, doch ist es klein,
er paßt nicht ganz hinein, es ragt die greisenhafte Kurve
seines Rückens heraus, stell dir vor, wo es offensichtlich
ist, daß er bereits die Nase voll hat, nun ja, er hat das
Gesicht auf den Boden gerichtet, womöglich, um das Loch zu
vertiefen, mit seinen Händen, seinen Fingernägeln zu vergrößern,
aber es ist schwierig, schwierig, woraufhin er sich entschließt,
eine Hand hervorzustrecken und auf dem Erdboden tastend nach dem
Jackett zu suchen, er findet es schon, da hat er es, er bedeckt
sich damit, versteckt seinen Körper vor dem zur Nacht werdenden
Tag, schon ist er nicht mehr da, alles ist getan, alles von ihm,
von IHM, alles ist seines, es gehört ihm, aber noch hält
er es für angebracht, für einen Augenblick ein Auge hervorspähen
zu lassen, um zum letzten Mal die Seinen zu sehen, die dort stehen,
wo sie bereits standen, ihn anstarrend, ihm seinen Tod raubend,
gemeinsam an der Scheibe, sich wärmend, alle eins, alle niemand,
und der Alte, der seinen Kopf im Innern bewegt, holt sein Auge ins
Loch zurück, komm mein Liebes, sagt er zu ihm, es reicht nun,
schau nicht mehr auf meine Dummköpfe, und zum anderen, dem
anderen Auge, sagt er wohlgemut, wir gehen, auf, keine Rührseligkeiten
jetzt, keine Tränen, nun zu uns, tun wir, was noch fehlt, und
er macht sich daran, es zu tun, und das heißt sich konzentrieren,
wie soll man sagen, WIE, einen Druck ausüben, um zu sterben,
einen irgendwie ähnlichen Druck wie jener, den er so oft auf
dem Kosett sitzend vollführt hatte, so in der Art, mehr oder
minder, wenn auch ohne dringenden Zwang, nein, ach was, weitaus
weniger, es handelt sich darum, mit friedlicher Seele, mit tapferem
Geist, diesen konfusen Augenblick, der alle anderen auslischt, zu
erwarten, wie das gelassene Warten auf der Latrine, ich sagte es
bereits, in etwa so, und mit einem Mal, wenn dieses Mal einritt,
bleibt nichts mehr, ist nichts mehr, war alles, alles gewesen, alles
Nichts in dem für immer Abgeschlossenen.
Aus dem Spanischen von
Andrea Mesecke
© Carlos Miragaya
Bonn, 1986
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